20071124

weg mit die schläuch

"kennst du vier pfoten?" - "welche vier?" - "naa, den verein" - "nein" - "aber du magst tiere" - "nein" - "aber sie sind dir wichtig!" - "also du willst kohle" - "naja, für die tiere" - "achso, immerhin mal was neues" - "ja und" - "krichst nix" - "du hast doch bestimmt ein konto" - "ja, ein deutsches" - "och mann, das geht ned, dabei hats so schön angefangen..." - "ja war mir eine ehre" - sonst eher ein flauer tag. die stunde des abschieds kratzt schon sensenmanngleich nächtens an meiner wohnungstüre, die ich gestern nacht ohnehin weit geöffnet ließ. besuch kam nicht herein, nicht einmal unerhoffter. meine begleiterdamen (s., l., t.) sind am wochenende ausgeflogen, ich musste ohnehin die bleibe schrubben. den trübsal blase ich mittels sanostol-netzplatz aus den Knochen. einfach ganz oft den Knopf drücken, dann ertönt es kanonartig. Morgen noch auf den Prater und ein Kalbschnitzel. Wien-Nord. Represent!

(foto cc-by schönberg)

No Bargaining!

Heute den Fixed-Price-Tibetan-Refugee-No-Bargaining-Bazar und die Palasthoteleinfahrt Rechts liegen gelassen, und dann, nach kilometerlangem Marsch auf einer schnurgeraden Strasse mit Zaeunen rechts und links (vgl. Korridor nach Westberlin), im dritten Anlauf, den Zugang zum S.-Park gefunden. Ein Reservat fuer nicht-bekloppte Inder, und so sauber und ruhig, wie man es sich schon fast nicht mehr vorstellen kann. Ein Schild mahnt "Use Dust Bin! No Picknick on Lawn!". Und es gibt sie tatsaechlich, sowohl die Muelleimer (= Gelbe Plastikkaengurugs mir roten ohren uns aufgemalten Reisszaehnen, auf dem weit geoeffneten Beutel Prangt in Kapitaelchen "USE ME") als auch die Rasenflaechen.
Wir seten uns auf die erste Bank in der Sonne, lassen uns von esoterischer Musik berieseln und uns von Einheimischen begaffen. Wir gaffen zurueck und amuesieren uns ueber den indischen Fruehsport, der augenscheinlich hauptsaechlich aus Kopfgewackel besteht. Ueber allem thront ein Bronze- oder Plastik-Ghandi auf seinem ewigen Salzmarsch. Ein paar Buesche sind in vage Tierformen geschnitten, es koennten Kamele sein, eines davon ist vornueber gekippt, und ruht nun auf dem no-pickick-lawn in grotesker Haltung auf seinem Kopf.
Den vielgepriesenen Zoo finden wir zunaechst nicht, beschliessen dann aber, dass die allgegenwaertigen Streifenhoernchen, die dicke Ratte, die Stassenkoeter und das Vogelvieh sowieso viel possierlicher sind als es traurig umhertrottende Tiger je sein koennten. Es gibt auch einen Weg, den wir als Trimmpfad interpretieren, 800m, ein Marathon fuer den Durchschnittsinder. Alle zwanzig Meter stehen grosse Hinweinstafeln auf Hindi, die wohl den Sportler ueber die bereits zurueckgelegte Distanz informieren. Wir treffen sogar einen Leistungssportler, in einem Gewand, das verblueffend nach DDR-Olympiakader aussieht. Er bewegt sich, wie es wohl ein nicht gedopter DDR-Olympionike getan haette.

Gemaechlich.

Mehrfach kreuzen wir das Parkbaehnle, ein Zug ist allerdings nie zu sehen. Das Mysterium findet seine Aufloesung im Baba-Lukas-Ashram, laut einem Riesigen Schild in allen Landessprachen die "Main Attraction" im Park. Es begab sich naemlich im Jahre 1964, zur Zeit der grossen postkolonialen Rohstoffkrise, dass ein paar findige Inder sich mit dem einzigen Schraubenschluessel Udaipurs bewaffnet aufmachten, um die Schienen in einem schlecht, weil gar nicht, ausgeleuchteten Abschnitt der Parkbaehnlesnordkurve zu demontieren, und sie an die damals noch weitgehend unbekannte BAJAJ-Auto-Company zu verkaufen, die daraus die ersten in Thailaendischer Lizenz produzierten Rickschas schmieden sollte.
Davon allerdings wusste Ranjid, verdienter Parkbaehnles-Lokfuehrer und Mann zweier Frauen sowie stolzer Besitzer eines taeuschend echt wirkenden Plastik-Roleximmitats, nichts. Er raste mit gefuehlten 12,5km/h mit einem zum Glueck ansonsten unbesetzten Zug geradewegs und ungebremst in sein Verderben, die Bahn entgleist, wuehlt sich noch einen endlos erscheinenden Meter durch das von Metall befreite Schotterbett, und kippt dann behaebig aber dramatisch zur Seite. Der unglueckliche Ranjid buesste bei diesem Unglueck den Fingernagel seines rechten Daumens, das Deckglas seiner "Rolex" und weite Teile seines Verstandes ein, und entschloss sich, an Ort und Stelle zu verbleiben, und von seinem nahtod-Erlebnis und der Guete der Goetter zu berichten.
Wie das hier so ueblich ist, fand sich bald eine Schaar Juenger ein, die Ranjid mit Reis und Chapati versorgten. Bald bekam Ranjid seinen eigenen Fernsehsender, und einen Ashram in der Naehe der Ungluecksstelle gestiftet. Nun sitzt er da, nackt, mit seiner kaputten "Rolex" , nennt sich "Baba Nanga Lukas", und liest jeden Tag von 10am bis 5pm aus "Lukas und der Lokomoivfuehrer", das er einem Traveller abgeschwatzt hat, weil er in "Emma" eine Inkarnation seiner alten Lok zu erkennen glaubte. Dass er von rechts nach links liest, stoert dabei weder ihn noch die zahlreichen Pilger, die aus allen Teilen des Landes kommen, um ihm andaechtig zu lauschen:"Dnalremmul eneohcs sad ni nesier lamnie etllos redej..."

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spaziergänge