20071031

nobody loved her

"Ein barock überquellendes schlachtfeld unvereinbarer filmischer gegensätze", würde ein unbedarfter kritiker wahrscheinlich dahinrotzen, der sich nicht an die goldene Lebensregel "schreibe niemals Platten-/Filmkritiken" hält. Schönberg fiele es im Traum nicht ein, derart unqualifiziert über ein Filmepos voll schäumender Sinnesflut zu urteilen. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit an einem der letzten Viennaleabende voll und ganz der etwas eingelaufenen königin des feministischen exploitation-kinos, stephanie rothman. ja, des feministischen exploitation-kinos. die "titten-mit-message-ikone", persönlich vor ort, versammelte ein seltsam fremdelndes publikum im ehrensaal der wiener urania, dass sich auf der straße allenfalls mit ausgekauten zahnpflegekaugummis respektive tampons zum selberrollen bewerfen würde. 50 Prozent unrasierte Alice-Schwarzer-Klone trafen auf knapp 25 Prozent liebhaber absurder film-klassiker, 10 prozent jugendcliquen, die die disko im obergeschoss nicht fanden, und runden 15 prozent an maschinenbauern (niedersächsisches modell), die daheim erzählt hatten, sie würden sich einen kulturellen meilenstein der filmgeschichte ansehen, in wirklichkeit aber auf ein plattes softsexmovie hofften. dazwischen: Schönberg, Film-Connaisseur mit Vollausstattung an Gummibärchen und Cola. Er genoß sichtlich 88 Minuten höchster szenenkunst im Spannungsbogen sinnfreier Gewalt, tiefgehender Dialoge über neuzeitliche Tabuthemen, mac-guyveresker bastelarbeiten, tom selleck, hotpants am pflug und dem schlechtesten filmblut seit erfindung des frischhaltebeutels. Weit nach Mitternacht rief er schließlich "nochmal, nochmal", musste sich aber letztlich der packung leerer gummibärchen beugen.

The damned against the doomed

Schönberg meets... Stephanie Rothman and gets exploited. Coming soon!

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