20071013

Wurst-Case

Ca. 20 Uhr: Schönberg befindet sich in einem schlüpfrigen Gespräch mit einem Studienkollegen. Die geplante Übernahme von sexmagazin.at bereitet den beiden Kopfzerbrechen. Mitten in der Diskussion geschieht es: Schönberg tränkt sein Human Interface Device mit 330 Millilitern Cola.

Ca. 10 Sekunden später: Schönbergs Gesprächspartner verschwimmt auf dem Bildschirm zu unkenntlichen Streifen, die Stimme zerfließt. Die Verbindung wird automtisch getrennt. Schönberg leitet zu diesem Zeitpunkt die Notfallprozeduren ein. Erst viel später kommt er dazu sich die Haare zu raufen.

Ca. 15 Sekunden später: Ein Küchenrolle saugt die gröbsten Reste der Flüssigkeit an der Oberfläche auf. Rund 129 Milliliter des Karamellsirupderivats gelangen dennoch ins innere des Schönberg-Mainframe.

Ca. 20 Sekunden später: Panikartik entfernt Schönberg alle Verbindungen zum europäischen Stromversorgungsverbund und trennt auch die Verbindung zum eingebauten Notstrompuffer.

Ca. 30 Sekunden später: Mit einem Akkuschrauber entfernt Schönberg alle Sicherungsbolzen und legt so den Zugang zum inneren der Einheit frei. Mit speziell präpariertem Saugpapier (CEWA-System) werden weitere 34 Milliliter Flüssigkeit aufgenommen. Die Keyboard-Einheit wird entnommen und auf einem Küchentuch gesichert.

Ca. 55 Sekunden später: Schönberg rauft sich zum ersten Mal kurz die Haare.

Ca. 1.15 Minute später: Erst jetzt erkennt Schönberg das wahre Schadensausmaß. Aus den Heatpipes sickern weitere Rückstände. Schönberg beschließt, sämtliche Sicherungsbolzen zu entfernen und die Anlage komplett zu demontieren.

Ca. 2 Minuten später: Die Anlage ist unter Verlust einiger Sicherungsbolzen und Hakensicherungen komplett demontiert. Feinsäuberlich werden sämtliche sichtbaren Karamellisierungen entfernt. Man geht heute davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt rund 320 Milliliter der Intrusionen entfernt waren.

Ca. 3 Minuten später: Ein erster "On Power"-Versuch, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen scheitert.

Ca. 4 Minuten später: Schönberg rauft sich richtig die Haare.

Ca. 6 Minuten später: Schönberg hängt die ganze Anlage über einen zentralen Heizkörper der Gebäudeheizung. Die Keyboard-Unit spült er unter klarem Wasser aus.

Ca. 10 Minuten später: Schönberg rauft sich derbst die Haare. Berechnungen zur Anschaffung einer neuen Rechenanlage werden erstellt.

Ca. 2,5 Stunden später: Die Berechnungen ergeben: Nur knapp kann sich Schönberg derzeit eine erneute Investition leisten. Er beschließ das Hochfahren der Mainframe-Unit ohne Tastendevice. Der Systemcheck funktioniert. Das System fährt bis zur Abfrage der Schlüsselkombination tadellos hoch.

Ca 3,0 Stunden später: Schönberg erstellt manuell einen Schadensbericht und geht ins Bett.

Ca 13 Stunden später: Schönberg stellt die Mainframe-Unit mitsamt Eingabefeld erneut auf. Der Systemstart funktioniert. Nur das Eingabefeld versagt seinen Dienst. Nach 2 Stunden kontrollierten Einhackens auf das Tastenfeld funktionieren die meisten Eingabefelder wieder.

Ca. 14 Stunden später. Schönberg beschließt, für alle Fälle ein externes Eingabemodul zu erwerben. Er schleißt den Schadensbericht ab. Die Rückstände der Colaverseuchung gehen für weitere Untersuchungen ins Labor. Bestehende Vorräte werden aus Sicherheitsgründen beseitigt.

Ca. 14,5 Stunden später: Schönberg rauft sich ein letztes Mal die Haare.

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