Das staendige Kaudergewelsche mit den Indern, Kanadiern, Daenen, Italienern etc. die hier (vergeblich) Seelenheil und Erfrischung suchen hat ungefaehr folgenden Effekt: Im verzweifelten Bestreben sich seinem Gegenueber verstaendlich zu machen, zieht man alle Sprachschubladen im Kopf auf, probiert sich durch verschiedenste Woerter, Rudimente und Neuschoepfungen, und wenn man sich dann schliesslich doch aufs Gestikulieren verlegt, bleibt ein Haufen Woerter in allen beherrschten und nichtbeherrschten Sprachen uebrig, die alle mehr oder weniger das gleiche umschreiben. Dem Unterbewusstsein bleibt ueberlassen, den synonymen Woerterwust wieder sinngemaess einzusortieren, eine Aufgabe, auf die es sich Augen- und Ohrenscheinlich mit rapide abnehmender Sorgfalt und Begeisterug stuerzt. Die Folgen: Akute Wortfindungsstoerungen bis hin zur Vokalapathie und ein rapide degenerierender Wortschatz.
"Aeh, I need, you know, i want to borrow some stuff for doing like this (fahriges Gestikuliern)...you know...stuff for cleaning!""Ah, you need staff for cleaning? Now?""Nonononono...not staff...stuff...things...for...""You want drink? Come, sit, restaurant is open!""No, heavens, no drinks. Things...(auf das "th" verzichtend) 'sings'""What things Sir?""For cleaning.""Now?""Yes""Ok, I'll send a boy. Which room number?""308...but wait, we will clean ourselfs...I mean on our own. We only need the...you know... 'tools' to do so.""Ah. Sorry. No understand. Nice beard Sir.""What?""Beard Sir. It's butiful.""Aeh, yes. Thank you anyway.""Happy Diwali, Sir"
Manchmal fuehlt man sich doch sehr an Hobbynalphabeten und Linguphobiker Suelzberg erinnert.
Zum Glueck gestaltet sich nicht alle Kommunikation derartig fruchtlos. Der Indische Strassenverkehr ist ein Ort beispielhaft reibungslosen Zusamenspiels. Man stelle sich das Ganze als einen Fluss vor, der sich mit 20 bis 30 km/h durch engste Haeuserschluchten schlaengelt, ab und zu geteilt durch die eine oder andere heilige Kuh oder einen der hier an allen groesseren Plaetzen zur Dekoration aufgestellen Verkehrspolizisten, . Im Fluss zu finden ist alles, was die indischen Hausmarken Bajaj Auto und TATA im Programm haben, vor allem Zwei- und Dreiraeder mit jeweils etwa zwei Passagieren pro montiertem Rad plus Reserverad. Um die Orientierung zu vereinfachen wird permanent gehupt, gebruellt, geklingelt. Man faehrt, wie der Fliessenleger sagen wuerde, "auf Knirsch". Und Krolitzen heute mittendrin, auf einem geliehenen "Mountainbike", das fuer einen Gnom wie Schrumpfberg genau das richtige Gefaehrt gewesen waere, meiner eigenen Wuerde allerdings in etwa so zutraeglich war wie Riemchensandaletten. Trotz meines Auftreten als Inkarnation des legendaeren Affens auf dem Schleifstein glaubte ich schon nach wenigen Metern im Getuemmel in den Augen der Passanten so etwas wie Respekt aufblitzen zu sehen. Nach drei oder vier Querstrassen war ich endgueltig in meinem Element. Die Nerven nach wie vor zum Zrreissen gespannt, links am Elefant vorbei, bunny-hop ueber den Kuhfladen...im Kopf das ewige Mantra des Commonwealthreisenden "links, links,links...", unter den blaeulichen Dunstschwaden aus dem Auspuff eines der gnnadenlos Ueberladenen Tata-Busse durchgetaucht...
Nach vierzehn Kilometern und einigen "Nice beard, man!" vom Strassenrand bin ich wieder im Hotel angekommen, dreckverkrustet aber ohne einen Kratzer. Ich denke, man wird mich von nun an oefter "da draussen" finden. Aber erstmal muss mein Klingeldaumen abschwellen. Happy Diwali!
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