
Schon bimmelte das Telefon. Ein alter Schinken doch nicht alt genug, um keine "Multimedianachricht" zu empfangen. Findig hatte der verhasste "Alleskönner" K. es so hingebogen, dass ich die Nachricht nicht einmal ablehnen konnte. Paralysiert musste ich auf den winzigen Bildschirm starren, auf dem sich mir eine Freak-Show der Sonderklasse bot. In einem riesigen Bananenkostüm mit überproportionalem Euter tanzte da der Abgeschobene. Mitten auf einem Festwagen. Karneval in Rio, dass ich nicht lache. "Rio, Rio, Rio", noch immer dröhnt es mir in den Ohren. Wieder und wieder die alte Geschichte, wie er sich seinen Altersruhesitz vorstelle. So sollte es wohl aussehen: In einem schlecht zusammengefrickelten "Film" tanzt sich der leibhaftige Rächer aller Latexallergiepatienten inmitten rassiger Brasilienschönheiten den letzten Rest Anstand aus dem Leib. Immer wieder schwadroniert der Halbgott in Gelb voller Atemnot Verwünschungen und lästert über meine angeblich kümmerliche Existenz "auf dem alten Kontinent". Lächerlich. Trotz der drohenden Bewusstseinsstörung durch das Gesehene hatte ich die Nachricht schnell als Fälschung entlarvt. Zu eindeutig erkennbar war die kaum wegretouschierte Dönerbude "Kapadokya" in der Niedersächsischen Landeshauptstadt. Da half das montierte Video eines ehemaligen "Wellness-Urlaubs" in Brasilien nicht mehr weiter. Krolitzen fristet sein Dasein dort wo er hingehört: Unter Piefkes.